Prof. Dr. Dr. Johannes Baptist Metz zu Gast beim KKV HANSA Münster
Daher trug Prof. Metz zuerst einige Kurzstatements und Thesen vor und forderte dann zu Beiträgen aus dem Publikum auf, die naturgemäß zunächst in Frageform vorgetragen wurden, aber doch auch in Rede und Gegenrede mündeten. Hier seien einige der immer noch recht unorthodoxen Thesen und Aussagen wiedergegeben, wie sie von Bernhard Günther dem Verfasser mitgeteilt wurden. Johann Baptist Metz kritisiert die Seelsorgeplanung der katholischen Kirche in Deutschland Durch die Bildung „monströser Großraumpfarreien“ werde der „Beteiligungsschwund“ der Gläubigen immer mehr vergrößert, bemängelte Johannes B. Metz bei seinem Vortrag. Die Folge seien wachsende „Anonymität und Konfusion“. Geborgenheit und Heimatgefühl gingen verloren. Man hätte versuchen müssen, andere Formen der Seelsorge zu finden, u.a. durch mehr Mitwirkung der Laien. Da die Frauen in seinen Augen ohnehin schon die Hauptlast der Gemeindearbeit trügen, sieht er das Diakonat der Frauen als ein Muss, dem übrigens biblisch nichts entgegenstehe. Die Frauen in der Kirche würden ihre Macht gar nicht kennen und nähmen allzu viel schweigend in Kauf. Die deutschen Bischöfe fordert Metz auf, „endlich damit ernst zu machen, dass sie nicht nur zum jeweiligen Papst gehören, sondern auch zu ihren Gemeinden“. Sie müssten dann „viel energischer in Rom das Recht ihrer Gemeinden auf Eucharistie einfordern“. Die Bischöfe, so Metz, schielten viel zu sehr nach Rom, anstatt von ihrer Eigenverantwortlichkeit Gebrauch zu machen, wozu ihnen vom Kirchenrecht sehr viel Raum gegeben werde. Dem Vatikan hält der Theologe vor, dass er sich für die Kirche in Mitteleuropa „nicht mehr wirklich interessiere“, sondern sie im Grunde aufgegeben habe. Wenn in Rom von der Weltkirche gesprochen werde, sei das meist gegen Europa gerichtet. Dabei werde übersehen, dass es eine „krisenfreie Kirchlichkeit“ nirgendwo mehr gebe. Mit Blick auf den Dialogprozess der katholischen Kirche in Deutschland spricht sich Metz dafür aus, „nicht primär über Strukturfragen zu sprechen“. Stattdessen sollten sich die Katholiken über ihre Glaubenserfahrungen und -nöte austauschen. Für die Probleme der Kirche seien indes „nicht nur mangelnde Gläubigkeit, sondern auch eine anhaltende Reformunwilligkeit der kirchlichen Institution“ verantwortlich. Entscheidend werde sein, wie das vor 50 Jahren begonnene Zweite Vatikanische Konzil mit seinen Anliegen lebendig bleibe. Dieses habe „nicht auf rückwärtsgewandte PatinaReformen“ abgezielt, sondern auf eine produktivkritische Auseinandersetzung mit der Moderne. Bei so vielen provokativen Thesen waren die Fragen der Zuhörer natürlich drängend und zahlreich. |